Die drei Doshas im Ayurveda – Vata, Pitta, Kapha

Die drei Doshas sind der zentrale Begriff im Ayurveda, die drei Doshas bestimmen unseren Konstitutionstyp, ohne sie kann man Ayurveda nicht verstehen.
Der Begriff Dosha (sprich: Doscha) ist ein Sanskritwort und heißt wörtlich übersetzt „Fehler“, oder: Das, was Probleme bereitet. Das Ziel der ayurvedischen Gesundheitslehre ist, dass die Doshas stets ausgeglichen sind. Wird ein Dosha immer mehr und mehr, bereitet es Probleme. Gesund sein mit Ayurveda bedeutet: Alle drei Doshas sind ausgeglichen.
Im modernen Ayurveda-Sprachgebrauch wird das Wort „Dosha“ meist als „Lebensenergie“ übersetzt.
Das ist zwar rein sprachlich gesehen nicht ganz richtig, aber damit lässt sich das Prinzip Ayurveda besser verstehen.
Die drei Doshas – Vata, Pitta, Kapha – sind die drei Lebensenergien, die möglichst immer im Gleichgewicht gehalten werden sollten. Wenn dies gelingt, ist der Mensch gesund, fröhlich und voller Vitalität.

Vata, Pitta, Kapha

Vata, Pitta und Kapha sind die Bezeichnungen für die drei Doshas. Sie durchdringen jeden Menschen, die Natur und den gesamten Kosmos.
Sie sind aus jeweils zwei der fünf Elemente zusammengesetzt und wirken sind ganz unterschiedlich aus.
Vata – Äther und Luft
Vata (sprich: Waata) besteht aus den Elementen Äther (Raum) und Luft. Vata steht für Bewegung, was man sich leicht vorstellen kann, wenn man bewegte Luft wie einen Sturm über das Land fegen sieht.
Die Eigenschaften von Vata: trocken, leicht, kalt, beweglich, rau, schnell, subtil.
Vata
Kapha – Wasser und Erde
Kapha (sprich: Kaffa) besteht aus Wasser und Erde. Aus diesen beiden Elementen lassen sich vortrefflich Baumaterialien, wie Lehm, herstellen. Wer schon einmal am Strand mit nassem Sand eine Burg gebaut hat, hat das Prinzip von Kapha schon in Händen gehalten: es ist das Prinzip Struktur, das Kapha verkörpert.
Die Eigenschaften von Kapha: glatt, ölig, schwer, fest, kalt, träge.
Kapha
Pitta – Feuer und Wasser
Pitta besteht hauptsächlich aus Feuer und ganz wenig Wasser. Pitta steht für das Verbrennungsprinzip, welches man sich am leichtesten mit dem Verdauungsfeuer, das in jedem Menschen brennt, vorstellen kann. Die Verdauung wiederum steht für das Prinzip Stoffwechsel.
Die Eigenschaften von Pitta: heiß, scharf, leicht, flüssig, leicht ölig, beweglich.
Pitta

Jeder hat sie – jeder hat sie unterschiedlich

Jedes Baby, das auf die Welt kommt, hat von Geburt an ein bestimmtes Verhältnis von Vata, Pitta und Kapha.*
Das ist keineswegs immer genau gedrittelt, dann wären wir ja alle gleich.
Die Gewichtung von Vata, Pitta und Kapha ist vielmehr immer unterschiedlich. Diese Gewichtung der drei Doshas, die bei der Geburt angelegt ist, nennt man im Ayurveda Prakriti. Die Kunst im ayurvedischen Leben ist nun, diese Konstitution ein Leben lang beizubehalten, denn sie passt am besten zu uns, sie hält uns gesund und im Gleichgewicht.
* Im Ayurveda heißt es sogar, dass der Konstitutionstyp bereits im Moment der Zeugung festgelegt ist.

Prakriti – von Geburt an ein echter Typ

Valerie, ein Vata-Pitta-Kind
Die kleine Valerie ist mit viel Vata auf die Welt gekommen. Ihre Dosha-Verteilung ist mit 50% Vata, 35% Pitta, 15% Kapha ganz eindeutig, sie ist ein Vata-Pitta-Typ. Aller Voraussicht nach wird Valerie einen kreativen Beruf ausüben, denn Vata begünstigt das Leichte, Rasche und Lebendige in ihrem Denken, Fühlen und Ausdrücken. Sie wird einen zarten Körperbau haben und entweder sehr klein und zierlich oder sehr groß und schlank sein, denn auch dafür wird ihr hoher Vata-Anteil sorgen. Da sie auch relativ viel Pitta hat, wird das Feuer in ihr dafür sorgen, dass sie sich durchsetzen kann, dass sie gut planen und organisieren kann. Mit 15 % Kapha-Anteil ist der stabilisierende Faktor sehr gering. Deshalb wird sie sich öfter, als ihr gut tut, verausgaben. Es wir ihre Lebensaufgabe sein, die kraftspende Ruhe immer im Blick zu haben.
Paul, der Pitta-Typ
Paul ist ein richtiger Pitta-Typ. Er ist schon mit viel Feuer auf die Welt gekommen. Seine Dosha-Verteilung ist mit 55% Pitta, 30% Kapha und 15% Vata sehr deutlich. Rote Haare und eine zur Entzündung neigende Haut sind typisch für ein Pitta-Kind, das viel Feuer in sich hat.
Der hohe Pitta-Anteil prädestiniert Paul für einen Manager-Job. Er wird einmal ein Meister der Organisation, Planung und Durchführung werden. Dafür sorgt der feurige Pitta-Anteil in ihm. Sein Kapha-Anteil mit 30% wird ihm die Ruhe im Sturm verleihen, denn Kapha steht für Verlässlichkeit, Gelassenheit, Trägheit. Da er nur wenig Vata-Anteil hat, wird es seine lebenslängliche Herausforderung sein, seinen Spieltrieb und seine Kreativität zu fördern.

Katharina, der seltene Tri-Dosha-Typ
Katharina war schon bei der Geburt ein knuddeliges, wonniges Baby.
Ihre Dosha-Anteile sind nahezu ausgeglichen, was recht selten ist. Sie hat mit 40% einen etwas stärkeren Kapha-Anteil,
Pitta und Vata sind mit 30% vertreten.
Sie war von Anfang an ein ruhiges, ausgeglichenes Kind, dafür sorgte ihr Kapha-Anteil, der für Stabilität, Ruhe,
Gelassenheit und Verlässlichkeit steht.
Alle drei Doshas sind relativ gleich gewichtet, das wird Katharina zu einem lebensfrohen, tatkräftigen und bodenständigen Menschen machen. Wenn Katharina ihre Dosha-Gewichtung ein Leben lang beibehalten kann, wird sie bis ins hohe Alter gesund und vital bleiben.
Ihr etwas höherer Kapha-Anteil sorgt schon dafür, dass sie über ein starkes Immunsystem verfügt, Vata hält ihren Geist und ihre Auffassungsgabe fit, Pitta belebt ihre Intelligenz und ihr zupackendes Wesen.

In Balance bleiben mit den Doshas und Ayurveda

Bei den meisten Menschen dominieren zwei Doshas, das dritte fällt in der Gewichtung etwas ab.
Dann spricht man von einem Vata-Pitta-Typ, wie Valerie, einem Vata-Kapha-Typ oder Kapha-Pitta-Typ.
Seltener sind Menschen, bei denen ein Dosha sehr stark im Vordergrund steht und die beiden anderen sich nur wenig bemerkbar machen.
Hier spricht man von Mono-Typen, also ein Vata-Typ, Pitta-Typ oder Kapha-Typ. Paul ist ein typischer Pitta-Mensch.
Noch seltener ist der Tri-Dosha-Typ, bei dem alle drei Doshas nahezu gleich stark vertreten sind, wie bei Katharina.

Es geht im Ayurveda jedoch nicht darum, dass alle drei Doshas möglichst gleich gewichtet sind, sondern darum, die Dosha-Verteilung, wie sie bei der Geburt bestand, beizubehalten. Ayurveda-Ärzte und -Therapeuten, die die Pulsdiagnose beherrschen, können auch später noch diese Geburtskonstitution fühlen.
Sie fühlen auch, wo die Abweichungen sind, welches Dosha sich im Laufe der Lebensjahre erhöht hat und welches Dosha verstärkt werden sollte.
Deshalb ist Ayurveda so einzigartig: Durch das Aufspüren, in welchem Maß die Doshas aus der Balance geraten sind, hat man den Schlüssel zum Ausgleich in der Hand.
Durch Ernährungsumstellung und einen angepassten Tagesablauf lässt sich schon sehr viel verändern. Eine Panchakarma-Kur ist die effizienteste Maßnahme, um mit der Balancierung der Doshas zu beginnen. Die Weisheit des Ayurveda lautet:
Wenn die Doshas im Gleichgewicht sind, fließt die Energie und Lebensfreude.